Rechenzentren: der Markt manifestiert sich in vielen neuen Anwendungen
NDC-GARBE 26/10/2022
Deutschland zählt seit Jahrzehnten zu den wichtigsten Märkten für Cloud- und Hyperscale-Implementierungen. Vor allem die zentrale geografische Lage, gut ausgebaute Kommunikationsnetze sowie sichere Land- und Stromverbindungen haben bei den Investitionen in Rechenzentren eine entscheidende Rolle gespielt. Zudem ist Deutschland nachweislich in der Lage, die geforderten Lösungen konsistent zu liefern und dabei höchste Verfügbarkeit und Qualität zu gewährleisten.
All das hat die Beziehungen und das Vertrauen in die Hyperscaler gestärkt. Die Herausforderung für die Entwickler von Rechenzentren besteht darin, die technischen Lösungen weiterzuentwickeln und gemeinsam mit Kunden an deren Technologie- und Geschäftszielen zu arbeiten. Derzeit wachsen vor allem Hyperscaler, die ihre Dienste in den Schlüsselregionen Europas, speziell in Deutschland, bereitstellen, um mit den aktuellen und zukünftigen Anforderungen ihrer Endkunden Schritt zu halten.
DIE 2. WELLE DER DIGITALEN TRANSFORMATION
Während in anderen Ländern die Entwicklung zu vernetzten, dezentralen und autonomen Systemen voranschreitet, steht die nächste Welle der Digitalisierung in Deutschland erst am Anfang. Der Prozess ist vielerorts noch nicht vollständig ausgereift, da die Unternehmen meist nur eine begrenzte Anzahl von Anwendungen in der Cloud betreiben. Wenn sie das volle Potenzial der Hyperscale-Angebote ausschöpfen, können sie ihr Geschäft in kurzer Zeit skalieren. Dabei werden auch die Weiterentwicklung und Einführung neuer Technologien wie IoT, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen eine wichtige Rolle spielen.
Solche Anwendungen erfordern allerdings zuverlässige Energiequellen, um große Datenmengen verarbeiten, verteilen und speichern zu können. Darüber hinaus müssen die generierten Daten konstant, schnell, zuverlässig und überall zugänglich sein. Um relevante Inhalte zu verteilen und den Endkunden schneller zu erreichen, werden die Hyperscaler und Unternehmen Edge-Implementierungen als „Satelliten-Rechenzentren“ in jeder Region in Deutschland betreiben.
Die zentrale Lage Deutschlands wird das Wachstum der einzelnen Regionen auch künftig weiter fördern. Durch das hervorragende Ökosystem aus hochvernetzten Telekommunikationsnetzen hierzulande können Hyperscaler jeden europäischen Standort mit voller Redundanz erreichen. Wahrscheinlich werden einige von ihnen auch Dienste und Anwendungen untereinander integrieren und je nach aktueller Konfiguration neue Availability Zones eröffnen.
HERAUSFORDERUNGEN DURCH DIE ENERGIEKRISE
Neben dem Mangel an geeigneten Flächen in Deutschland und speziell in Frankfurt erleben wir aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage eine Verringerung des Stromangebots. Daher wird die Zusammenarbeit mit Partnern, die erneuerbare Energien und alternative Lösungen anbieten, von entscheidender Bedeutung für das weitere Wachstum in Deutschland sein.
Die Herausforderung für Entwickler von Rechenzentren besteht dabei darin, alternative Energielösungen anzubieten. So kann beispielsweise die Brennstoffzellentechnologie als primäre oder sekundäre Energiequelle dienen und kurz- bis mittelfristig sowie während des Ausbaus des derzeitigen Stromnetzes im Jahr 2026 die erforderliche Ausfallsicherheit und Redundanz bieten.
WIE GEHT ES WEITER?
Um das derzeitige und künftige Wachstum der Hyperscale-Rechenzentren zu unterstützen, sollten die RZ-Entwickler die individuellen Anforderungen der Kunden ermitteln und sich flexibel an ihre Geschäftsmodelle und technischen Lösungen anpassen. 2023 geht es dabei im Wesentlichen um drei Aspekte:
- Alternative Energielösungen und Resourcing: Es gilt, neue und innovative Wege zur Bereitstellung alternativer und ökologisch nachhaltigerer Energiequellen zu finden. So lässt sich die Brennstoffzellentechnologie als primäre oder sekundäre Energieversorgung einsetzen und mit Kühlungssystemen kombinieren, die eine hohe Produktionseffizienz ermöglichen. Solche Lösungen bieten volle Redundanz und Ausfallsicherheit sowie SLAs (Service-Level-Agreement), die mit denen der Netzstromversorgung vergleichbar sind. Dadurch haben die Betreiber die notwendige Flexibilität und Schnelligkeit, um Dienste in Verfügbarkeitszonen bereitzustellen, die derzeit unter Strombeschränkungen leiden.
- Besseres Verständnis für die Technologien der Kunden, um immer die richtige Lösung zur richtigen Zeit anbieten zu können: Jedes Unternehmen ist bestrebt, die Effizienz und die Latenzzeiten seiner Anwendungen zu verbessern, um den Endkunden schneller zu erreichen. Daher ist es unerlässlich, dass Entwickler von Rechenzentren mit den verwendeten Anwendungen und Lösungen vertraut sind. Dadurch werden sie zu vertrauenswürdigen Partnern und können ihren Kunden maßgeschneiderte Lösungen zur Unterstützung ihrer Kernknoten für Rechen-, Produktions-, Speicher- und Edge/Connectivity-Implementierungen anbieten.
- Konsequenz in Sachen Nachhaltigkeit: Der Nachhaltigkeitsaspekt ist bei der Digitalisierung unverzichtbar. Dabei geht es nicht nur darum, möglichst energieeffiziente Rechenzentren zu entwerfen und einzurichten, sondern jeden Aspekt der Lösungen zu verbessern, so dass sie die Standards der jeweiligen Branchen und Behörden erfüllen. So muss unter anderem sichergestellt sein, dass sich die für die Implementierung verwendeten Rohstoffe recyceln und innerhalb der Rechenzentrumsbranche wiederverwenden lassen, um die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten. Außerdem sollten die Entwickler bereits bei der Planung von Rechenzentren den Dialog mit Initiativen, der Stadtverwaltung und den umliegenden Gemeinden suchen, um nachhaltige Projekte zu fördern. Zum Beispiel können die lokalen Behörden durch die Verteilung von Abwärme ihre Abhängigkeit vom lokalen Netz und ihren Verbrauch verringern.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem „Datacenter Outlook Germany 2022/23“ des GDA – German Datacenter Association im Rahmen der ersten German Datacenter Conference (September 2022).